In den Gemeinden der Niedermark hatte sich schon um 1900 herum eine Wallfahrtsgruppe gebildet, die sich unter der Leitung von Hermann Schönhoff (Im Grund) dem Hagener Wallfahrtsverein anschloss. Wann sich aus dieser Gruppe ein eigener Wallfahrtsverein in Gellenbeck bildete, lässt sich nicht mehr genau feststellen. So heißt es bereits im „Neujahrsgruß an unsere lieben Soldaten“ vom Dezember 1917 über die erste Wallfahrtsfahne: „Auch eine sehr schöne Fahne ist uns überreicht worden, eine Muttergottesfahne. Der Wallfahrtsverein der beiden Gemeinden Hagen und Gellenbeck hat sie angeschafft, sie kostet über 500 Mark.“

Zur ersten langjährigen Trägergruppe dieser Wallfahrtsfahne gehörten übrigens Rudolf Hestermeyer aus Sudenfeld, Georg Witte-Elixmann aus Natrup-Hagen und Heinrich Plogmann (Alte Schule) aus Gellenbeck. War es Zufall oder Absicht, dass aus jeder der drei selbstständigen politischen Gemeinden ein Träger dazugehörte? Auf jeden Fall ist es bemerkenswert.

Darüber hinaus gab es weiterhin viel Gemeinsames mit Hagen. Bis zum Verbot durch die Nazis begann die Wallfahrt jedes Jahr mit einer Messe am Samstagmorgen um 3 Uhr in Hagen. Im Anschluss daran ging man gemeinsam los, um dann wie auch heute noch in Bad Iburg die Wallfahrer aus Osnabrück zu treffen. Für Gepäck und Fußkranke fuhr aus Niedermark Johannes Hehmann (Mecklendorf) mit seinem von zwei Pferden gezogenen Botenwagen mit. Zwar war Hermann Schönhoff bis zum Tode 1922 Wallfahrtsleiter uns sein Nachfolger wurde Johannes Hehmann (Wittländer), aber als gemeinsame „Wallfahrtsführer“ werden in der Vermeldung vom 03.07.1921 Hermann Völler und Johannes Börger aus Altenhagen genannt.

Bis 1937 konnte die Wallfahrt in gewohnter Weise stattfinden, dann kam das Wallfahrtsverbot. Dieses galt aber zunächst noch nicht für Westfalen, dafür hatte der Bischof von Münster Clemens August Graf von Gallen gesorgt. Deshalb ging die Wallfahrt ab Ostbevern, wo auch die Wallfahrtsmesse für alle Osnabrücker Teilnehmer gefeiert wurde. Man reiste dorthin mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Bahn. So wurde in Gellenbeck am 10.07.1938 die Nachmittagsandacht um eine Stunde verschoben, wegen der „um 3 Uhr in Natrup-Hagen heimkehrenden Telgter Wallfahrer“. Als dann während des Krieges überall Wallfahrtsverbot herrschte, gingen trotzdem kleinere Gruppen wie Familien oder Wandergruppen mit Fahnen auf Feldwegen querfeldein nach Telgte. Dort fand zumindest noch 1942 und 1943, ganz offiziell angekündigt, am Samstagabend eine Andacht und Sonntagmorgen ein feierliches Hochamt statt. Pfarrer Kirchners Vermeldung schließt aber mit dem Satz: „Eine Wallfahrt findet in diesem Jahr nicht statt.“

Nach dem Kriegsende pilgerte man 1945 über Holperdorp, Lienen und Ostbevern nach Telgte mit Pferdewagen, während der Rückweg wieder über Glandorf, Bad Iburg und Hagen führte. Dabei hatten alle eine traurige unvergessliche Begegnung mit deutschen Kriegsgefangenen, die auf Militärlastwagen in ein Gefangenenlager transportiert wurden. Die Wallfahrer warfen ihre eingewickelten Butterbrote in die ausgestreckten Hände der vorbeifahrenden Gefangenen.

In gewohnter Ordnung fand dann 1946 die zweite Nachkriegswallfahrt statt. Freude schwingt mit der Einladung Pfarrer Kirchners am Wallfahrtssonntag: „Die Telgter Pilger werden heute Abend gegen 8 Uhr vom Kirchhof aus in Prozession eingeholt werden. Man wolle sich zahlreich an der Einholung beteiligen, wenn das Läutern mit der Glocke das Zeichen gibt, dass die Pilger im Anmarsch sind.“

Die Beteiligung, vor allem der jungen Leute, nahm ganz erfreulich zu. Als der Wallfahrtsleiter Johannes Hehmann 1963 sein Amt abgab, wurde Josef Buchholzsein Nachfolger.

Im Jahre 1980 kamen noch einmal zwei kleine Fahnen, hergestellt von der Paramentengruppe, und ein Tragekreuz hinzu. Nachdem der Corpus durch eine Sturmböe beschädigt und recht gut repariert worden war, entschloss man sich 1988, ein neues Kreuz anzuschaffen. Den neuen Corpus schnitzte der Hobbyschnitzer Günter Borgelt.

Die Zahl der Wallfahrer ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Viele aber übernachten nicht mehr in Telgte, sie werden von Angehörigen mit dem Auto abgeholt und am nächsten Morgen zur Pilgermesse wieder hingebracht. Nun aber können auch viele teilnehmen, die nur eine Wegstrecke mitgehen wollen. So erleben auch ältere und jüngere Angehörigen der Wallfahrer jedes Jahr den feierlichen Ein und Auszug in Telgte: Die alten Leute am Straßenrand voller Erinnerung, die jungen voller Erwartung.

Quelle:75 Jahre Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt Gellenbeck (erhältlich im Pfarrbüro)